Die Physiotherapie heilt mittels Physiologischer und Manueller Therapien, während in der Osteopathie ausschließlich Manuelle Therapien verwendet werden; dabei wird immer eine ganzheitliche Sicht angewendet, die den von ihrem Gründer, Dr. A.T. Still, definierten Prinzipien entspricht:
Manche Aspekte können dabei den Prinzipien der Physiotherapie ähneln, wie z.B. dem Prinzip der Heilung durch Bewegung. Allerdings hebt die Osteopathie besonders den Wert der kleinen Bewegungen hervor, die als Schlüssel für die Größeren fungieren, sowie die Wichtigkeit der Motilität. Die Physiotherapie hat hierzu einen anderen Zugang.
Zwischen den beiden Disziplinen gibt es mehrere Berührungspunkte, aber die Einschätzung des Patienten ist sehr verschieden. Ein Osteopath versteht die Ätiologie (Ursachenerforschung) als Gesamtheit von Ursache und Wirkung und untersucht sie mittels einer genauen Lektüre der systemimmanenten Beziehungen. Eine osteopathische Behandlung ist ausschließlich manuell und bedient sich dabei zahlreicher Techniken (strukturell, faszial, funktionell und letztlich biodynamisch).
Der Berührungspunkt zwischen Osteopathie und Physiotherapie ist bei den fazialen und strukturellen Therapien zu finden, allerdings immer mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Alle anderen Bereiche fallen nicht in die Zuständigkeit der traditionellen Physiotherapie.
Die Osteopathie kann der Physiotherapie weder als über- noch als unterlegen betrachtet werden. Die beiden Disziplinen ergänzen sich oder sind ganz einfach verschieden.
Nur weil ein Patient angefasst wird, handelt es sich noch lange nicht um eine
physiotherapeutische Handlung. In vielen Berufen wird dies völlig legal gehandhabt, ohne dass die durchführende Person ein Physiotherapeut ist. Eine Zusammenarbeit ist absolut sinnvoll, wie etwa ein Architekt sehr gut mit einem Ingenieur zusammenarbeitet, auch wenn ihre Arbeit oft ähnlich oder gleich aussieht.