Françoise Mézières: „Wir stehen so wie unsere Muskeln es zulassen“
Diese ganzheitliche physiotherapeutische Behandlungsmethode wurde von Françoise Mézières in Frankreich entwickelt.
Es ist allgemein bekannt, dass der Körper Kompensationsmöglichkeiten sucht,
um Schmerzen zu vermeiden. Diese Kompensationen sind aber eine zusätzliche Last für den Körper und auf die Dauer können sie zu Fehlhaltungen führen, die sich meist auf typische Weise organisieren: das Hohlkreuz verstärkt sich, die Schultergelenke drehen sich nach innen und das Zwerchfell wird blockiert. Dies kann den Stoffwechsel behindern und zur Belastung des Herz‐Kreislauf‐Systems und der Verdauung führen.
Oft wird als Grund für Schmerzen eine zu schwache Muskulatur angenommen.
Nach Mézières Verständnis liegt aber das Grundproblem von Gliederschmerzen und Verspannungen genau umgekehrt, u.z. an der Tatsache, dass die Muskulatur des Menschen die Tendenz zur Verkürzung und übermässiger Spannung hat, wodurch Elastizität verloren geht. Dabei hat er bemerkt,
dass sich unser Körper in fünf verschiedene Muskelketten unterteilen lässt. Jede dieser Ketten verbindet mehrere Muskeln, die dazu tendieren sich wie ein einziger, zu starker und deutlich verkürzter Muskel zu verhalten. Diese Ketten
können mit fünf überdimensionalen Gummibändern verglichen werden, die sowohl unsere Bewegungsfreiheit einschränken als auch die Ursache für Fehlhaltungen und die daraus resultierenden Schmerzen sind.
Ziel dieser Methode ist eine gleichzeitige, intensive statische Dehnung der fünf
Muskelketten. Somit können Verspannungen gelöst, die Beweglichkeit der Gelenke wiedererlangt und die korrekte Haltung des ganzen Körpers zurückerlangt werden. Um ein nachhaltiges Ergebnis zu erzielen, wird zugleich
versucht der physischen und seelischen Ursache des Leidens auf den Grund zu gehen. Die Dehnhaltungsbehandlung nach Mézières – Bertelè ist nämlich eine Behandlungsform, die den Menschen in seiner psychophysischen Gesamtheit betrachtet. Schmerzen, Fehlhaltungen und Verspannungen werden nicht nur als physisches Problem wahrgenommen, sondern auch als Symptom für ein tieferes Unbehagen, das durch Beziehungs‐ und Kommunikationsschwierigkeiten der Person mit sich selbst und seiner Umwelt ausgelöst wurde. Psyche und Körper werden als eine Einheit betrachtet und dementsprechend behandelt.
Diese Methode ist besonders geeignet bei nahezu allen chronischen Wirbelsäulen‐Beschwerden, die auf Fehlhaltungen zurückzuführen sind, Problemen im Bereich des Kreuzbein‐Darmbeingelenkes (ISG), statisch bedingten Kopfschmerzen, Hüft‐ Knie‐, Schulterbeschwerden ohne lokale Ursache, sowie zur Vorbeugung von Fehlhaltungen und Bandscheibenproblemen, vor allem in Sitzberufen.